Eine Reise durch die Pyrenäen,
entlang der Côte d’Azur & über die französischen Alpen
Tourdaten
11.06.2022 – 02.07.2022
Motorrad: BMW R1200 GS (2015)
Gesamtstrecke: 4448 Kilometer in 22 Tagen
Durchschnittliche Fahrtstrecke: 202,2 km / Tag
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 47,1 km/h
Fahrtzeit gesamt (berechnet): 94,5h
Verbrauchtes Benzin (Super 95) gesamt: 191 Liter
Durchschnittlicher Benzinpreis: 2,05€ / Liter
————
Etappen
Bonndorf (DE), Villars-les-Dombes (FR), Saint-Jean-de-Fos, Ornolac-Ussat-les-Bains, (Andorra), Vilac (ES), Gabas (Laruns, FR), Prechacq-Josbaig, Aínsa (ES), Tàrrega, (Barcelona), Calldetenes, Durban-Corbières (FR), Valras-Plage, Baillargues, Fos-sur-Mer, Évenos, Tourrettes-sur-Loup, (Monaco), Peira-Cava (Lucéram), Colmars-les-Alpes, Vallouise-Pelvoux, Lons-le-Saunier, Bonndorf (DE)
Reisebericht
Am Samstag, den 11. Juni 2022 starte ich im schönen Bonndorf im Schwarzwald. Meine GS ist beladen mit 2 Seitenkoffern und einem Top-Case. Außerdem habe ich auf dem Soziussitz eine Gepäckrolle fixiert, in der ich Zelt, Luftmatratze und Schlafsack transportiere. Das heutige Ziel: so weit wie möglich gen Süden zu fahren. Auch wenn es im Juni noch lange hell ist (was zum Fahren einlädt) empfiehlt es sich doch spätestens um 19 Uhr das Zelt aufzuschlagen. Dann bleibt auch noch genug Zeit zum Abendessen und Duschen. Im Halbdunkeln ein Zelt aufbauen ist nämlich blöd. Also schlage ich nach 440 km in Villars-les-Dombes (ca. 30 km vor Lyon) mein Zelt auf einem Zeltplatz auf. Trick 17: das Zelt so aufbauen, dass es am nächsten morgen im Schatten steht. Einerseits wacht man dadurch später auf, andererseits kommt man beim Abbauen dann nicht so ins Schwitzen.
Am nächsten Tag fahre ich noch einmal knapp 400 km. Bei annähernd 38°C reicht das auch. Am 3. Tag dann nur noch 270 km (mit kurzem Stopp in Carcassone) und am 4. Tag lege ich eine Pause ein und besichtige die Grotte de Lombrives bei Ornolac-Ussat-les-Bains. Am 5. Tag beginnen dann endlich die Pyrenäen.
Pyrenäen
Über die Passstraße N22 gelange ich nach Andorra. In Andorra selbst befahre ich nur noch die CS-240. Das wars dann auch schon, was der kleine Staat (meiner Meinung nach) für Motorradfahrer zu bieten hat. Weiter nach Spanien über die CG-1/N-145. Im Tal erwarten mich volle 40°C !!! – die erste Hitzewelle des Jahres bringt mich ordentlich ins Schwitzen. Schnell entlang der N-260 wieder Höhenmeter gewinnen, dort hat es „nur“ 30°C. Weiter über Sort, Rialp, bis nach Vilac bei Vielha.
Am 6. Tag geht es von Vilac wieder auf die französische Seite der Pyrenäen. Bei einem 30-minütigen Stopp in Lourdes ist es so heiß (37°C), dass der Teer unter meinem Seitenständer aufbricht. Heutiges Etappenziel: Laruns. Mittlerweile habe ich meine Etappen auf ca. 200 km pro Tag reduziert. Ich habe ja Zeit und will auch etwas von der Gegend sehen. An Tag 7 fahre ich über den „Col du Pourtalet“ wieder nach Spanien, weiter nach Biescas und Jaca und dann wieder – mit kurzem Stopp bei der „Canfranc-Estación“ – über die Passstraße N-330a nach Frankreich bis nach Préchacq-Josbaig. Am 8. Tag entschließe ich mich, nicht bis nach Biarritz oder San Sebastian zum Atlantik zu fahren, da ich sonst laut Wetterbericht auf dem Rückweg mit viel Regen in den nächsten Tagen rechnen muss. Also fahre ich über den „Col de Larrau“ wieder nach Spanien und bin dem Regenwetter immer einen Tag voraus. Dann doch lieber Schwitzen, statt im Regen fahren. Der „Col de Larrau“ ist im Tal auf französischer Seite übrigens auch im Sommer dauerhaft als geschlossen angeschrieben, von spanischer Seite ist er geöffnet. Bei den Einheimischen nachfragen erspart mir somit einen langen Umweg, denn die Passstraße ist im Juni natürlich normalerweise offen. Sogar Langholztransporter überqueren hier das Gebirge! Am Abend erreiche ich Aínsa und genieße beim Abendessen im „El Portal“ einen tollen Ausblick.
Tag 9: meine leichten Handschuhe machen die Hitze nicht mehr mit und beginnen sich aufzulösen. Auch das Dichtungsgummi am Helmvisier reißt an einer Stelle. Die Handschuhe kann ich mit Tape und Hansaplast flicken. Gezwungenermaßen übernachte ich in Tàrrega, weil es hier sonst kaum (günstige) Unterkünfte gibt und Zelten bei 35°C keine Option ist. Da Zeltplätze häufig nur 5-10€ günstiger sind als Hostels oder ein Zimmer in einem Airbnb, war die erste Nacht übrigens das einzige Mal, dass ich mein Zelt benutzt habe.
Tag 10 führt mich zum Kloster Montserrat und nach Barcelona. Das Kloster ist sehenswert! Barcelona hingegen sollte man nicht mit so einem großen Motorrad besuchen. Der Verkehr ist die Hölle und natürlich ist es auch wieder ziemlich heiß (32°C)! Ich besichtige nur schnell den Fährhafen und mache einen Halt bei der „Sagrada Família“. Dann fahre ich zu meinem Airbnb in Calldetenes, wo ich auf sehr freundliche Gastgeber treffe. Generell habe ich unterwegs viele tolle Bekanntschaften gemacht, sei es mit anderen Gästen, mit denen ich mir ein Zimmer in einem Hostel geteilt habe, oder mit Gastgebern in Airbnbs. Alleine auf Reisen zu sein ist für mich eine neue Erfahrung, aber trotzdem eine schöne. Natürlich hat man auch manchmal ein, zwei Tage einen Durchhänger, aber dann macht man einfach Pause und unternimmt mal was anderes, zum Beispiel verbringt man einen Tag am Strand. Am 11. Tag ist Durban-Corbières mein Ziel, wo ich wieder ein Airbnb gebucht habe.
Côte d’Azur
Am 12. Tag erreiche ich Valras-Plage, 10 Kilometer südlich von Béziers und 20 Kilometer östlich von Narbonne. Nach knapp 2 Wochen Fahrt bin ich etwas müde und beschließe hier 2 Nächte zu bleiben. Tag 13 verbringe ich auf einer Strandliege an der Côte d’Azur und schwimme auch einmal im angenehm warmen Mittelmeer (24°C Wassertemperatur). Am 14. Tag verkürze ich meine Etappenlänge auf 100 km / Tag und erreiche Baillargues bei Montpellier. Am nächsten Tag geht es weiter in die Camargue. In diesem Naturschutzgebiet sollen Flamingos leben. Allerdings sehe ich sie nur am Horizont als kleine Punkte auf Stelzen. Übernachtung in Fos-sur-Mer.
Tag 16: Ich fahre nicht über die Autobahnbrücke A55, sondern durch das schöne Städtchen Martigues und passiere den Kanal über 2 kleine Brücken entlang des „Quai Kléber“ und habe einen tollen Blick auf die Bucht „Étang de Berre“. In Marseille setze ich den Fuß nur dann auf den Boden, wenn ich an einer roten Ampel halten muss (von denen es leider sehr viele gibt). Verlässt man Marseille über die D559 gelangt man nach Cassis. Dort biege ich auf die D141 (alias „Route des Crêtes“) ab, die bis nach La Ciotat führt. Vor mir erstreckt sich eine 15 Kilometer lange, kurvig Straße entlang der Steilküste mit tollem Ausblick aufs Mittelmeer. 30 Kilometer später erreiche ich meine Unterkunft in Évenos. Am 17. Tag fahre ich bis nach Tourrettes-sur-Loup, einem schönen Dorf in der Provence, wo ich in der „Cave de Tourrettes“ zu Abend esse und den Tag bei einem Glas Rotwein ausklingen lasse.
Nach insgesamt einer Woche lasse ich die Côte d’Azur hinter mir und fahre am 18. Tag vorbei an Nizza, durch Monaco (einfach, um mal da gewesen zu sein), über Peille (bei leichtem Regen) weiter nach L’Escarène (D2204), Sospel und Moulinet (D2566) bis nach Peira-Cava (nördlich von Lucéram).
Französische Alpen
Am Nachmittag von Tag 18 komme ich in den französischen Alpen in Peira-Cava an, wo sich mein heutiges Airbnb befindet. Und das gerade noch rechtzeitig. Nachdem ich mein Motorrad in einer Garage geparkt habe, beginnt ein heftiges Berggewitter und für 2 Stunden lang fällt der Strom aus.
Die Temperaturen in den Alpen sind erträglicher. Während die Temperaturen auch entlang der Côte d’Azur stets über 30°C lagen, hat es hier auf über 1.500m angenehme 15°C bis 25°C. An Tag 19 geht es weiter über traumhaft schöne Straßen (M70, M2565, M2205, M30, D28 bis Valberg, D29, D2202, D78 über den „Col des Champs“ und D2) bis kurz vor Colmars-les-Alpes, wo ich auf 1.700m in einer Yurte übernachte. Sonnenuntergänge in den Bergen sind einfach die schönsten!
Tag 20 führt mich weiter nach Norden bis nach Barcelonnette und Jausiers, wo ich einen Abstecher auf die „Route de Nice“, hinauf zum „Col de la Bonette“ mache – mit über 2.800m NN ist das Europas höchstgelegene Passstraße! Dann wieder hinab nach Jausiers, weiter über den „Col de Vars“ bis nach Vallouise-Pelvoux (kurz vor Briançon), wo ich in einem Chalet mit Bergblick übernachte.
Die letzten beiden Tage meiner Reise sind Etappen zu jeweils 350 km. Am 21. Tag fahre ich über den „Col de Galibier“. Kurz vor dem Gipfel fallen die Temperaturen plötzlich auf 9°C ab. Also kommt nun auch noch die wattierte Weste zum Einsatz. Im Tal dann wieder 22°C. Weiter geht es vorbei an Chambéry und Aix-les-Bains, auf der D991 entlang des „Lac du Bourget“ bis ins Jura Mittelgebirge und auf der D124 durch den Wald bis Saint-Claude. Heute übernachte ich in Lons-le-Saunier in einem Hotel. Die letzte Etappe fahre ich an Tag 22 teils auf ausgebauten Nationalstraßen und nicht-mautpflichtigen Autobahnen bis nach Mülhausen, über die deutsche Grenze, durch Freiburg hindurch, zurück bis nach Bonndorf.
Fazit
Die ganze Reise über war das Wetter sonnig und heiß! Nur an zwei Tagen musste ich zwischendurch einmal den Regenkombi überziehen. In den Bergen war es aber auch kalt und ich musste warme Kleidung anziehen. Die Temperaturspanne während meiner dreiwöchigen Reise umfasste 31°C (von 9°C in den Alpen bis 40°C in Spanien). Die Wetterbedingungen waren für die GS kein Problem. Meine Handschuhe haben aber ihre letzten Kilometer hinter sich und auch einen neuen Helm werde ich mir (auch altersbedingt) zulegen müssen.
Unterwegs habe ich viele nette Menschen kennengelernt und gute, teils bereichernde Gespräche geführt. Das Schönste an meiner Reise war, keinen Zeitdruck zu verspüren, da ich für meine Tour bis zu 5 Wochen Zeit zur Verfügung hatte. Meine Tagesziele konnte ich flexibel setzen und meine Fahrtstrecken entsprechend anpassen. Unterkünfte habe ich häufig nur ein bis zwei Tage im vorraus gebucht. Sicherlich war es auch anstrengend so viel Motorrad zu fahren. Aber mit dem Zweirad unterwegs zu sein ist einfach eine tolle Art zu Reisen, denn es gilt: „der Weg ist das Ziel“. Ich würde eine solche Reise jederzeit wiederholen!